Gefährliches Spiel

CHF 19.80

EUR 12.99

Klassensatz: 25% Rabatt ab 20 Ex. desselben Titels (Gilt in der Schweiz. Rabatt in Deutschland/Österreich auf Anfrage)

Beschreibung

„Die Kaminski-Kids“ Band 14

Brunnen Verlag, Basel
184 Seiten, Hardcover gebunden
mit Illustrationen von Lisa Gangwisch

Deboras Freundin wird Opfer einer Fälschung ihrer Social-Media-Seite. Ein anderes Mädchen lässt sich immer mehr mit einem Unbekannten im Chat ein – kommt es tatsächlich zu einem Treffen im Park? Gleichzeitig läuft in der Gegend eine Serie von Straftaten, die alle mit Tierschutz zu tun haben. Die Kaminski-Kids stoßen bei ihren Ermittlungen auf ein Computerspiel, in dem es um genau dieselben Taten geht. Unaufhaltsam wird das Ganze zu einem äußerst gefährlichen Spiel – und ein packender Internet-Krimi beginnt …

Der Fall zeigt auf spannende Art Gefahren des Internets auf. Sorgfältig recherchiert bei Fachleuten, Betroffenen und der Kriminalpolizei.

Kostenloses Unterrichtsmaterial zu diesem Buch gibt es hier

«Sogar Lesemuffel werden durch die Kaminski-Kids zu Leseratten!»
Schweizer Illustrierte

FAIRTRADE
Kaufe Dein Buch hier im Shop und unterstütze damit Deinen Lieblings-Autor.

Leseprobe aus „Die Kaminski-Kids: Gefährliches Spiel“

1. Unheimliche Anschuldigung

„Von Debora: Hilfe!“
Simon bremste auf seinem Fahrrad hart ab, und sein Freund Loko hielt gleich neben ihm. „Was steht denn drin?“
Atemlos begann Simon die Textnachricht auf seinem Handy vorzulesen, die er soeben von seiner Schwester erhalten hatte: „Hilfe! Notfall bei Suila und mir! Kommt schnell zum Pferdehof!“
„Also nichts wie hin!“
Die Jungs wollten losfahren, doch das ging nicht.
Ein Mann versperrte ihnen den Weg.
„Schön langsam!“, sagte er scharf. „Habt ihr was damit zu tun?“
„Womit?“
„Damit!“ Er zeigte auf die Vorderreifen seines bulligen Geländewagens, die vollkommen platt waren. „Aufgeschlitzt! Habt ihr gesehen, wer das war?“
Loko schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, wir …“
„Was ist denn das?“ Der Mann zog einen Zettel unter dem Scheibenwischer hervor und musterte die Aufschrift mit gerunzelter Stirn:
Stopp dem tödlichen Abgas! Wenn Autos stillstehen, verdrecken sie die Welt nicht!
            Simon beugte sich vor und sah, dass die Worte aus einer Zeitung ausgeschnitten und auf den Zettel geklebt worden waren.
Entrüstet blickte der Mann die Jungs an. „Das gibt’s doch nicht!“
„Krass“, meinte Loko. „Als würde jemand seinen Frust von wegen dreckiger Luft auf die Weise rauslassen.“
„Sieht ganz so aus“, pflichtete Simon bei. „Ich würd der Sache gern nachgehen, aber die Mädchen brauchen unsere Hilfe, wir können jetzt nicht. Komm, lass uns fahren!“
„Okay!“
Die Jungs nickten dem Mann zu, stiegen in die Pedale und flitzten los, auf dem schnellsten Weg zum Reiterhof.

„Sie darf, aber du nicht!“ Bauer Heinemann zeigte auf Deboras Freundin Suila. „Du reitest auf keinem meiner Pferde mehr, soviel steht fest!“
Zwockel knurrte den wütenden Bauern an, und Raffi zog den Collie an der Leine zurück.
In diesem Moment brausten die Jungs um die Pferdestallungen herum und hielten vor dem Haus an. „Was ist denn los?“
„Das Allerletzte, das ist los!“ Heinemann wies fuchtelnd auf Suila. „Wenn jemand behauptet, ich halte die Pferde nicht tiergerecht, dann lass ich den bestimmt nicht mehr auf meiner Stute ausreiten!“
„Was?“ Simon sah Debora an, doch die schüttelte bloss den Kopf.
Auch Suila wirkte verwirrt. „Ich … ich hab keine Ahnung, wovon er spricht.“
„Glaub ich dir.“ Loko legte seiner Schwester die Hand auf die Schulter und richtete sich an den Bauern. „Herr Heinemann, Suila hat noch nie in ihrem Leben was gegen den Hof gesagt – sie hätte ja auch gar keinen Grund dazu.“
„Ach was, papperlapapp!“ Heinemann wischte den Einwand mit einer Handbewegung zur Seite.
„Nein, echt“, wandte Simon ein. „Wie kommen Sie denn überhaupt auf so etwas?“
„Ich weiss es eben!“, wetterte der Bauer. „Man hat es mir erzählt.“
„Wer hat es ihnen erzählt?“
Heinemann stapfte davon. „Vorhin waren ein paar Junge aus dem Dorf da“, brummte er über die Schulter. „Die haben mich benachrichtigt, dass Suila im Internet solche Lügen über mich verbreitet.“
„Ich tue was?“ Suila furchte entgeistert die Stirn. „Was geht hier vor?“

Plötzlich riss Zwockel sich los und rannte zum Gatter an der Weide. Dort sprang er freudig wedelnd auf den Stalljungen zu – Patrick arbeitete in der Freizeit auf dem Reiterhof und ging zur gleichen Schule wie die Kids.
Der Junge strich dem Collie über den Kopf. Dann schloss er das Tor und eilte zu den Pferdeställen.
„Warte mal, Patrick!“ Die Kids gingen ihm entgegen. „Du weißt doch bestimmt, wer vorhin da war und diesen Unsinn über Suila erzählt hat, oder?“
„Lasst mich durch.“ Mit verschlossenem Gesichtsausdruck drängte sich der Junge an ihnen vorbei. „Ich will nichts zu tun haben mit Leuten, die so miese Gerüchte verbreiten.“
„Aber ich hab doch gar nichts getan“, murmelte Suila. Ihre Lippen begannen zu zittern, und dann rollten die ersten Tränen.
Debora nahm sie in den Arm.
„Jetzt mal ehrlich.“ Loko starrte Patrick an. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Suila den Reiterhof schlecht machen würde – sie liebt die Pferde über alles und den Hof genauso, das weißt du ganz genau!“
„Stimmt“, bekräftigte Simon. „Wenn wirklich so was im Internet steht, dann muss das jemand anders ins Netz gestellt haben.“
„Aber es war unter ihrem Namen …“ Patrick musterte Suilas tränenverschmiertes Gesicht. Seine feindseligen Züge weichten sich langsam auf. Er schien ihr zu glauben. „Also gut … Zwei waren vorhin hier … Tim und Julia – ihr wisst schon, die Tochter des Bürgermeisters. Aber jetzt muss ich weitermachen.“
„Ach wirklich? Tim?!“ Loko spie den Namen förmlich aus. „Das ist wieder mal typisch! Klar, dass der seine Finger im Spiel hat, von dem kann ja nichts Gutes kommen.“ Er hatte noch nicht vergessen, dass Tim ihn einmal übelst getreten hatte, während er wehrlos am Boden lag. Und er würde es wohl auch nie vergessen.
Simon sah Patrick an. „Wo sind Tim und Julia jetzt hin?“
„Sie wollten heim. Hausaufgaben machen.“ Der Stallbursche verdrehte die Augen. „Das wird wohl das Letzte sein, was die beiden machen!“
Die Kids schauten sich an. „Am besten reden wir gleich mal mit denen – dann werden wir schon rausfinden, was hier eigentlich gespielt wird.“
„Wo wohnen die denn?“, fragte Raffi.
„Ziemlich nah beieinander“, antwortete Debora. Das wusste sie, weil sie genau wie Suila in dieselbe Klasse wie Tim und Julia ging. „Wenn wir die Abkürzung durch den Park nehmen, können wir schon bald da sein.“
„Na dann los!“, rief Raffi. „Worauf warten wir noch?“

Im Park lagen überall gelbe Laubblätter auf dem Boden unter den beinahe kahlen Bäumen. Die Luft war ungewöhnlich warm für November und duftete erdig und frisch. Trotz der Bewölkung schien der Himmel hell, fast silbern.
Als Zwockel auf einmal aufgeregt zu schnuppern und zu bellen anfing, blieben die Kids stehen.
Irgendwo in der Nähe waren Stimmen zu hören.
Am Ende des Parks, dort wo das Schulhausgelände begann, sassen zwei Gestalten auf der Rampe an der Rückseite der Mauer.
Beim Weitergehen erkannten die Kids, wer die beiden waren.
Tim und Julia.
„Sieh an“, murmelte Debora. „Die haben offenbar dieselbe Abkürzung genommen wie wir.“
Loko nickte. „Auch gut, da müssen wir weniger weit gehen.“
Suila lehnte sich an ihren Bruder und blickte zu Boden. „Bitte sprich du mit denen. Ich schaff das nicht …“
„Kommt nicht in Frage. Mit dem Typen rede ich nicht. Punkt, aus.“
„Okay“, sagte Simon. „Ich mach’s.“
„Also dann …“ Raffi nahm Zwockel an die Leine, und die Kids gingen auf Tim und Julia zu.
Die Mauer hinter der Rampe war mit Graffitis vollgesprayt. Auch ein alter Schriftzug der Jugendbande Banfits war noch zu sehen. Die Bande hatte sich zwar aufgelöst nach dem Abgang ihres Anführers Mirko, der noch immer in Jugendhaft sass. Doch in letzter Zeit trieben sie sich wieder auffällig oft zusammen herum. Mit dabei waren einige frühere Mitglieder und ein paar neue wie Kai, der ebenfalls ins selbe Schulhaus ging, sowie Tim und Julia.
Vor der Rampe lag überall Müll verstreut – leere Chips-Packungen, Zigarettenkippen, ausgetrunkene Wodkaflaschen. Es sah ganz so aus, als wäre der Hausmeister im Urlaub.
            Julia und Tim unterhielten sich gerade über das bevorstehende Konzert einer coolen Band im Jugendhaus Planet7 im Nachbarort.
Tim hatte neuerdings einen komplett anderen Style. Er trug keine New-York-Mütze mehr, weil die nun seine Gelfrisur zerdrücken würde, dafür glänzende Schuhe und ein geschniegeltes Markenhemd. Mit gelangweilter Miene spielte er an seinem superteuren Handy herum und lehnte sich gegen die Mauer.
Als Zwockel die beiden anknurrte, blickte Julia auf und zog sogleich ihre übliche Schnute. „Ach Suila, wie siehst du denn aus?“, flötete sie. „Wir haben doch nicht etwa geheult?“
Übertrieben fürsorglich kramte sie ein Taschentuch hervor und hielt es Suila entgegen. „Hier, für die Tränen!“
„Spar dir den Quatsch“, sagte Debora. „Tu bloss nicht so, als ob dich das kümmern würde.“
„Dann sind die Tränen also echt?“
„Ja“, entgegnete Simon scharf. „Weil ein hinterhältiger Feigling ihr miese Anschuldigungen unterschiebt!“
Julia steckte das Taschentuch wieder ein. „Na, dann eben nicht.“
„Suila braucht jetzt gar nicht so zu tun“, meinte Tim herablassend. „Sie muss sich halt vorher überlegen, was sie ins Internet stellt, schliesslich ist da jeder für sich selbst verantwortlich.“
„Was steht denn da eigentlich genau drin?“, wollte Simon wissen.
Tim lächelte. „Halt schon ein bisschen krasses Zeug … Der Heinemann peitsche seine Pferde aus und so.“
„Was?“
„Tja, da braucht sie eben jetzt wirklich nicht das Unschuldslamm zu spielen. Wenn sie auf ihrer Facebook-Seite schreibt, dass der Bauer die Pferde quält, muss sie natürlich damit rechnen, dass es entsprechende Reaktionen gibt.“
„Ich hab gar keine Facebook-Seite“, murmelte Suila blass.
„Steht aber alles schwarz auf weiss da, du Spasti.“
Debora blickte aufmerksam hoch. „Woher habt ihr eigentlich von der Seite erfahren?“
„Im Schüler-Chat hat’s jemand geschrieben“, verkündete Julia.
„Was geschrieben?“
„Na, dass Suila jetzt eine Facebook-Seite hat und da drauf eben so Sachen schreibt, dass Heinemann ein Tierquäler ist und die Pferde schlägt, wenn die mal nicht gleich auf den ersten Drücker gehorchen. Ich hab nachgesehen, und es stimmt absolut – steht wirklich alles da.“
„Aber Suila kann gar keine solche Seite haben“, wandte Loko ein. „Wir haben auf unserem Computer zu Hause keinen Internetanschluss!“
„Was?“ Julia starrte Suila entgeistert an. „Du hast nicht mal Internet, du Asi? Ey, wie überlebt man das, Mann?“
„Unser Vater erlaubt es nicht“, murmelte Suila leise.
„Der Fall ist völlig klar“, schloss Simon. „Da gibt sich jemand als Suila aus und schreibt diese Sachen rein, um ihr damit zu schaden.“
„Und in welchem Chat habt ihr von der Seite gelesen?“, erkundigte sich Debora.
„Sagt mal, lebt ihr eigentlich hinter dem Mond?“, platzte Julia heraus. „Alle aus unserem Schulhaus sind doch im gleichen Chat, im quassel-online.com!“ Sie warf Suila einen abschätzigen Blick zu. „Aber solche Streber wie du sind da natürlich nicht dabei, die haben Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel Hausaufgaben machen!“
„Stimmt nicht ganz“, grinste Tim. „Suila ist jetzt ja auch im Netz! Bin gespannt, wann auch noch ihre Kopftuch-Mutti eine Seite eröffnet! Mit Fotos von all ihren Freunden aus Kebab-City!“
Nun platzte Loko der Kragen. „Halt dein Maul!“, schrie er. „Das sagst du nicht noch mal, du!“
„Was? Das mit dem Kopftuch oder das mit dem Kebab?“
Simon legte Loko beschwichtigend die Hand auf die Schulter, doch Tim setzte sogar noch einen drauf. „Oh, wenn ich nur schon dran denke – Döner, Mann …“ Er würgte und tat so, als müsse er sich übergeben.
Loko wollte auf ihn losgehen.
Simon gelang es mit Deboras und Suilas Hilfe gerade so knapp, ihn aufzuhalten.
„Komm, Loko“, redete er beruhigend auf seinen Freund ein. „Der Typ ist es noch nicht mal wert, sich über ihn aufzuregen! Wir gehen jetzt besser.“
Sie wandten sich ab und zogen Loko mit sich.
Julia rief ihnen hinterher: „Loggt euch doch auch mal ein, da sind wirklich ein paar absolut schöne Fotos von Suila drauf! Zum Beispiel auf dem Klo! Die dürft ihr euch nicht entgehen lassen!“
„Echt klasse!“, doppelte Tim nach. „Klickt euch rein, dann hat Suila schon wieder ein paar Freunde mehr auf ihrem Konto!“
Debora sah ihren Bruder an. „Wir müssen unbedingt rausfinden, was es mit dieser Facebook-Seite auf sich hat.“
„Aber was ist denn das überhaupt?“, fragte Raffi. „Ich blick da überhaupt nicht durch!“
Facebook ist wie ein Tagebuch oder ein Schulfreunde-Buch im Internet“, erklärte Simon. „Mit Foto und Hobbys und so.“
„Da kannst du reinschreiben, was deine Lieblingsmusik ist, dein Lieblingsfilm, deine Freunde“, fügte Debora hinzu. „Und die anderen können sehen, was du geschrieben hast.“
„Nur, dass jetzt nicht Suila selbst das über sich geschrieben hat, sondern jemand anders, der so tut, als wäre er sie.“
„Ach so“, sagte Raffi. „Das wäre also dasselbe, wenn einer im Schulfreunde-Buch mein Foto reinklebt und unter meinem Namen ganz falsche Sachen drunter schreibt …“
„Ja, genau.“ Simon nickte. „Sehen wir uns das zu Hause mal im Internet an. Der miese Typ, der das getan hat, den kriegen wir – der kann sich schon mal auf was gefasst machen!“